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Kein Stern für Menschen
von W. K. Giesa (nach einer Idee von Heike Giesa)
Erster Teil – Zweiter Teil
Die FO-VII, ein 200 Meter durchmessender Kugelraumer, verharrte etwa
ein halbes Lichtjahr von Stern IIa-18703 entfernt im Leerraum und ließ die
Ortungen spielen. Einen Eigennamen besaß die Sonne nicht, die im
fast sternenlosen Bereich zwischen den galaktischen Spiralarmen IIa und
IIb ihre Bahn zog und nur von einem einzigen Planeten umlaufen wurde.
"Eigenartig", brummte Major Cass Lefter, Kommandant des Forschungsraumers. "Sieht
nach einem Sol-Typ aus, nur haben die doch meist mehr als nur einen Umläufer!"
"Eigenartig", behauptete in der Astroabteilung auch Dr. Pavel Worancek,
der den Suprasensor fast heißlaufen ließ, um so schnell wie möglich
die Daten auszuwerten, die ihm von den Ortungen des Raumers geliefert wurden.
Eine halbe Stunde später rief er über die Bordsprechanlage zur Zentrale
durch. "Major, können wir noch näher heran? Was die Ortungen
liefern, ist unklar
"
"Über die Distanz von einem halben Lichtjahr? Moment!" Lefter
schaltete zur Ortung durch. "Vanheiden, die Astro beschwert sich über
unklare Daten!"
"Hier ist nichts unklar, Sir!" protestierte Leutnant Vanheiden. "Wenn
die Eierköpfe damit nicht zurechtkommen, ist das doch deren Problem! Sir,
Sie können sich gern überzeugen, daß unsere Instrumente erstklassig
und korrekt arbeiten."
Lefter gab das an die Astroabteilung weiter, entschärfte aber den Wortlaut
etwas. Dr. Worancek ließ sich auf diese Aussage nicht ein. "Major,
dann schauen Sie sich doch bitte selbst an, was bei uns aus dem Suprasensor
kommt!"
"Und ob ich das mache!"
Er übergab das Kommando an Oberleutnant Imre Erkel, einen jungen Wissenschaftsoffizier
mit dem Fachgebiet Bionik, der sich bestens bewährt und für Führungsaufgaben
qualifiziert hatte, als die FO-VII im Oktober 2057 den Mysterious-Planeten
Soradan entdeckte und den Materiesender, der dem Forschungsraumer und der POINT
OF beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Damals hatte Commander Ren
Dhark sogar mit dem Gedanken gespielt, Erkel zu sich auf die POINT OF zu holen.
Aber der damalige Leutnant war mit seinem Job auf einem Forschungsraumer durchaus
zufrieden.
Immerhin war er hier jetzt zum Zweiten Offizier aufgestiegen, und das wäre
ihm als Besatzungsmitglied des Flaggschiffs mit Sicherheit verwehrt geblieben.
Lefter suchte die Astroabteilung auf.
Dr. Worancek zeigte ihm die unklaren Ergebnisse, zu denen der Suprasensor kam,
weil er mit den angelieferten Daten nicht viel anfangen konnte.
"Dann liegt's am Suprasensor", vermutete Lefter.
"Unsinn!" protestierte Gui Ligano, dessen Wiege im schönen Neapel
gestanden hatte. "Der Suprasensor funktioniert einwandfrei. Das habe ich überprüft!
Wenn er zu keinen vernünftigen Resultaten kommt und seine Berechnungen immer
wieder abbricht, liegt es an den Daten! Ja, wenn wir nicht diese lausigen Ortungen
hätten, mit denen die Giants sich zufrieden gaben
die Mysterious haben
da doch weit Besseres entwickelt."
Cass Lefter starrte ihn finster an. Ligano schien von Disziplin nicht viel
zu halten. Kein Wunder, war er doch bis vor zwei Monaten an Bord der MAYHEM
geflogen, dem Ringraumer Colonel Ralf Larsens. Und der war dafür bekannt,
daß er bisweilen die Zügel recht locker ließ. Als die MAYHEM
aus der Galaxis Drakhon zurückkehrte, hatte Ligano bei Larsen abgemustert
und sich auf einen Forschungsraumer versetzen lassen - eben auf die FO-VII.
Natürlich - die Ortungen eines Ringraumers waren entschieden perfekter
als die eines Kugelraumers, der nach Konstruktionsplänen der Giants vom
Band gelaufen und mit auf Giant-Entwicklungen basierter Technik ausgestattet
war. Dennoch
"Wenn Ihnen die hier verwendete Technik nicht gefällt,
Mister Ligano, warum haben Sie sich dann entsprechend versetzen lassen?"
Gui Ligano blieb seinem Kommandanten die Antwort schuldig.
"Wir gehen näher heran", versprach Major Lefter trotzdem. Ihn
interessierte dieses Sonnensystem ja auch, das bislang nur einen Katalognamen
besaß. Das ließ sich aber ändern.
Wenig später führte die FO-VII eine Kurztransition durch und materialisierte
nur wenige Millionen Kilometer von dem einzigen Planeten entfernt.
*
Aus der Nähe erwiesen die Ortungsdaten sich als korrekt. Der Planet
schien sehr erdähnlich zu sein, und nach der meyselschen Wahrscheinlichkeitsrechnung
befand er sich auch in der Biosphäre des Systems, genau in jenem
Entfernungsverhältnis zu seiner Sonne, das optimale Bedingungen
für die Entwicklung von Leben bot.
"Schauen wir ihn uns an, Sir?" fragte Oberleutnant Erkel.
Cass Lefter nickte bedächtig. "Die Wahrscheinlichkeit, wieder auf
so eine Teufelswelt wie Soradan zu treffen, ist nicht besonders groß,
und selbst wenn, dürfte die verdammte M-Technik nach der Galaktischen
Katastrophe nicht mehr funktionieren."
Seit Soradan hatte die FO-VII mindestens zwei Dutzend Planeten angeflogen und
erforscht, aber dieser verdammte Materiesender und der schmelzende Goldene
Mensch steckte nicht nur Major Lefter, sondern auch vielen aus der Mannschaft
immer noch in den Knochen.
"Wir landen!"
*
Solo nannten sie den Planeten, und seine Sonne Unikum, weil Dr. Worancek
und seine Mitarbeiter trotz jetzt exakter Daten keine Erklärung
dafür fanden, weshalb sich an dieser Stelle im Weltraum eine Sonne
der G-Klasse hatte bilden können, die noch dazu nur mit einem einzigen
Planeten gesegnet war, der auch noch Leben bot!
Allerdings kein intelligentes Leben. Fauna und Flora befanden sich dafür
auf einer zu niedrigen Stufe.
"Praktisch unmöglich", behauptete Biologe Per Gunn, der sich mit
Geophysikern und Astroarchäologen unterhalten hatte. "Der Planet ist älter
als Terra, und trotzdem hat er nicht einmal halbintelligente Lebensformen entwickelt.
Nur Primitivpflanzen, Fische, Reptilien und Insekten. Was an Säugern herumläuft,
ist an Dummheit und Lebensunfähigkeit kaum zu übertreffen!"
Das war radikal ausgedrückt, aber zutreffend, und damit war Solo einzigartig
unter den Planeten, die Terraner bisher in der Galaxis entdeckt hatten.
Dabei bot er fast paradiesische Zustände. Die Kontinente lagen vorwiegend
in den subtropischen Gebieten, die Achsenneigung war etwas geringer als die
der Erde, was dafür sorgte, daß die Jahreszeiten geringere klimatische
Unterschiede zeigten. Einen Mond gab es nicht, damit auch keine Gezeiten und
Springfluten. Die Schwerkraft betrug angenehme 0,95 g, die atmosphärische
Zusammensetzung glich der der Erde, nur daß es ein paar Edelgase mehr
gab, die allerdings ungiftig waren, und der Sauerstoffanteil lag geringfügig
höher. Kein Gebirge reichte höher als 2 000 Meter über Normalnull
hinaus.
Ungemein farbenprächtig war die Pflanzenwelt, wenn auch von den Arten
her wenig abwechslungsreich. Was sich an Reptilien und Insekten an Land und
in der Luft herumtrieb, zeigte sich vorwiegend als Pflanzenfresser und nebenher
fast verspielt und zutraulich.
"Ideal, um hier Urlaub zu machen", behauptete Gui Ligano und streichelte
eine Echse, die verblüffend hundeähnlich aussah. Das feinschuppige
Biest hechelte auch noch munter und sabberte fröhlich vor sich hin.
"Lassen Sie sich bloß nicht beißen!" warnte Imre Erkel,
der zu den "Landgängern" gehörte.
"Das ist doch nur ein harmloses Tier", sagte Ligano. "Wenn es
ein Intelligenzwesen wäre, wäre ich weit vorsichtiger. Als wir mit
der MAYHEM in Drakhon unterwegs waren, bekamen wir es mit den sogenannten Nomaden
zu tun, hundeähnliche Kreaturen wie dieser hier, aber Säuger, keine
Reptilien, und die benutzen ihre Intelligenz vorwiegend dafür, andere zu überfallen,
niederzumetzeln und auszuplündern. Einer dieser Nomaden, ein gewisser Wuff
Happ, war besonders dreist und
"
Erkel winkte ab. "Die Geschichte haben Sie schon mindestens zwanzigmal
erzählt", grinste er. "Wahrer wird sie dadurch auch nicht."
"Wollen Sie mich einen Lügner nennen, Oberleutnant Erkel?" empörte
sich Ligano.
Der schüttelte den Kopf. "Wie könnte ich? Ich muß nur
immer wieder feststellen, daß gegen Sie sogar Käpt'n Blaubär
vor Neid erblassen würde
"
"Mit dem bin ich nie geflogen
"
*
Zwei Tage später unterhielt sich Erkel mit Major Lefter über
Liganos Idee. "Diese Paradieswelt für Urlauber zu erschließen,
halte ich für ausgezeichnet. Es gibt praktisch nichts, was uns Menschen
gefährlich werden kann, das Klima ist gemäßigt, und den
Berechnungen des Suprasensors zufolge hat es bislang auch noch keine
wirklich großen Naturkatastrophen gegeben - keine Erdbeben, keine
Wirbelstürme, nichts. Alles, was unsere Wissenschaftler bisher über
Solo herausgefunden haben, ist positiv."
"Da muß doch ein Haken dran sein", überlegte Lefter. "In
jedem Paradies steckt eine Schlange!"
"Trotzdem - so etwas könnte eine Menge Geld einbringen."
"Uns nicht, Erkel", dämpfte der Major den Optimismus seines Zweiten
Offiziers. "Wir gehören der Flotte an. Ja, wenn wir private Sternenjäger
wären
aber so wird allenfalls die terranische Sternverwaltung hier
Luxushotels oder rustikale Ferienanlagen bauen, und Finanzminister Lamont reibt
sich die Hände über die Einnahmen."
"Trotzdem, Sir, halte ich die Idee für gut. Und da es auch keine Eingeborenen
gibt, die wir um Erlaubnis bitten müßten, können wir
"
"
diesen Planeten getrost so richtig versauen, wie wir Terra versaut
haben mit unserem überall hinterlassenen Wohlstandsmüll. Und wenn die Ökologie
kippt, verlagern wir die Feriensiedlungen an andere Stellen des Planeten, und
irgendwann, wenn er richtig kaputt ist, geben wir ihn auf
"
"Sir!"
Lefter winkte ab. "Vergessen Sie's, Erkel. Ich habe heute mal wieder meinen
zynischen Tag. Zurück zu Ihrer
zu Ihrer und Liganos Idee: Ich traue
dieser Paradieswelt nicht. Da war Soradan mit seiner heimtückischen Flora
schon ehrlicher und hat uns gleich gezeigt, woran wir sind. Ich fürchte,
daß hier noch eine kleine Gemeinheit auf uns zukommt. Deshalb werde ich
diesen Planeten vorerst noch nicht zur Besiedelung freigeben, schon gar nicht
als Urlaubswelt. Ich will erst ganz genau wissen, daß Menschen hier wirklich
gefahrlos leben können."
"Das heißt also, wir werden noch einige Zeit auf Solo bleiben?" schlußfolgerte
der Zweite Offizier.
Cass Lefter nickte.
"Richtig. Wir machen hier Testurlaub. Und zwar einen, den uns die Terranische
Flotte auch noch bezahlt, weil er in Wirklichkeit Dienst ist
"
*
Dr. Worancek gehörte zu den wenigen, die das Schiff nicht verließen.
Er vergrub sich in seine Arbeit und versuchte herauszufinden, wieso diese
gelbe Sonne mit ihrem einzigen Umläufer sich im Leerraum zwischen
zwei Spiralarmen hatte bilden können. Mehrmals verlangte er einen
Start der FO-VII, um im Raum weitere Messungen durchführen zu können,
aber Lefter lehnte ab. Er wollte seine "Landgänger" weder
für eine Weile zurück ins Schiff kommandieren noch sie ungeschützt
zurücklassen oder einen Zubringerverkehr mit den kleinen Beibooten
einrichten. "Schicken Sie Sonden 'raus, Doc. Die können die
gewünschten Messungen auch durchführen. Zudem denke ich, daß Sie
doch auch schon während des Anflugs Daten gesammelt haben. Leutnant
Vanheiden sagte, Sie hätten permanent seine Ortungsdaten abgerufen
und Ihren gefräßigen Suprasensor damit gefüttert."
"Meinen gefrä
Sir!" polterte Dr. Worancek. "Ein großer
Teil der Daten war nicht zu verwenden, weil sie unklar hereinkamen!"
"Aber doch nicht, nachdem wir in Planetennähe transitiert sind! Oder
wollen Sie mir jetzt einen Bären aufbinden, Doc?"
Der sah ein, daß er gegen Lefters Entscheidungen nicht ankam und fügte
sich in sein Schicksal. Dafür jagte er aber auch jede einzelne Sonde in
den Raum hinaus, über welche die FO-VII verfügte. Er wollte die Dichte
interstellarer Materie in diesem Raumsektor ebenso messen wie magnetische Spannungsfelder,
und vor allem die Art und Konsistenz der Materie mit den von Sonne und Planet
gewonnenen Daten vergleichen.
"Was bezwecken Sie damit, Chef?" fragte Ligano, der im Schiff seinen
Dienst tat, aber seine Freizeit auf der Oberfläche des Planeten genoß.
"Ich will wissen, ob diese Sonne wirklich hier entstanden oder mit ihrem
Planeten vielleicht durch irgendein kosmisches Phänomen hierher geschleudert
worden ist. Erinnern Sie sich nur daran, daß auch die Mysterious schon
mit Planeten und Sonnen gespielt haben! Die legendäre Sternenbrücke
oder die Transitionsinseln nach Drakhon, diese künstlich leergefegten Sektoren
unserer Milchstraße
die Sonnen, die von den Mysterious dort entfernt
wurden, müssen doch irgendwo geblieben sein, nicht wahr?"
"Das glauben Sie doch nicht im Ernst!"
"Für Glaubensfragen, mein lieber Kollege Ligano, ist die Kirche zuständig.
Wir sind Wissenschaftler, weil wir Wissen schaffen. Und vorläufig ist das
sowieso nur eine Theorie. Eine von vielen, aber wenn dieser Stern tatsächlich
nicht vor Jahrmillionen hier entstanden ist
"
*
Sorgen dieser Art quälten Leutnant Vanheiden nicht, der jeden seiner
Aufenthalte auf dem paradiesischen Planeten genoß. Solo begeisterte
ihn, und er hätte nichts dagegengehabt, sich gleich hier anzusiedeln.
Er war nicht der einzige der Mannschaft, der so empfand. Alle waren der
Ansicht, daß der Menschheit nichts besseres passieren konnte, als
hier eine Ferienwelt zu schaffen, auf der man sich streßfrei erholen
konnte.
Nach allem, was in den letzten Jahren über Terra gekommen war - Giants,
Robonen, Grakos und nicht zu vergessen die Strahlenstürme, die im Laufe
der Zeit immer bedrohlichere Formen angenommen und ganze Sternenvölker
zum Verlassen ihrer Heimatwelten gezwungen hatten, zur Flucht in "ruhigere" Bereiche
der Galaxis, wenn sie überleben wollten. Die Nogk hatten die Milchstraße
gleich ganz verlassen
Und hier nun diese wunderbare, ruhige, friedliche Welt
Vanheiden und auch die anderen, die sich auf Solo herumtrieben, fühlten
sich tatsächlich wie im Urlaub. Das einzige, was fehlte, waren Frauen.
Die FO-VII war eine fast reine "Männerwirtschaft". Der Zufall
wollte es, daß derzeit gerade mal eine einzige Frau zur Besatzung gehörte.
Und die hatte sich schon vor der Landung krank melden müssen und befand
sich in der Medostation des Forschungsraumers, die sie auch so bald nicht würde
verlassen können.
Es hätte allein einfach mehr Spaß gemacht, in diesem Paradies nicht
nur einen riesigen Haufen Adams zu haben, sondern auch etliche Evas, mit denen
man reden und flirten konnte - und vielleicht in entspannter Atmosphäre
auch mehr. Das lag nun mal in der Natur der Dinge.
Nur auf Solo war das für die Mannschaft der FO-VII unerreichbar. Von Frauen
konnte sie nur träumen.
Auch Vanheiden, der gerade aus dem Wasser zurückkam, träumte davon.
Er war mehrere hundert Meter weit hinausgeschwommen, war einigen größeren
Fischen ausgewichen, die sich nahe ans Ufer trauten, Menschen aber offenbar
nicht im Beuteschema hatten, und wollte sich jetzt von der Sonne trocknen lassen,
weil es keine zärtlichen Lippen gab, die ihm die Tropfen von der Haut
küßten. Er sah zu den großen Farngewächsen hinüber,
die etwa dreißig Meter von der Wasserlinie entfernt aufragten, und glaubte
dort eine Bewegung zu sehen.
Im ersten Moment dachte er an einen Kollegen, der diese kleine Bucht ebenfalls
entdeckt hatte. Aber kein Terraner zeigte sich.
Für ein Tier war der Schatten, den Vanheiden gesehen hatte, aber zu groß.
Nicht zu massig, sondern zu groß - hoch aufgerichtet nämlich.
Vanheiden kleidete sich wieder an und näherte sich dann der Stelle, an
welcher er die Bewegung gesehen zu haben glaubte. Aber da war nichts und niemand.
Es gab auch keine Spuren; hier wich der weiche Sandstrand harter Erde, die
dermaßen von Wurzelwerk durchzogen war, daß es kaum prägnante
Abdrücke geben konnte. Da bedurfte es schon eines kleinen Elefanten
Vanheiden überlegte, was er da gesehen hatte, aber es konnte alles und
nichts gewesen sein. Vielleicht nur eine optische Täuschung.
*
"Die Sichtungen häufen sich", sagte Imre Erkel. "Seit
zwei Tagen behaupten immer mehr unserer Landgänger, jemanden oder
etwas gesehen zu haben, aber immer nur schemenhaft und bei genauerem
Hinsehen gleich wieder verschwunden. Sollte es auf Solo Gespenster geben,
Sir?"
"Am hellen Tag? Gespenster ziehen es vor, zwischen Mitternacht und ein Uhr
ihr Unwesen zu treiben", grinste Major Lefter. Abrupt wurde er wieder ernst. "Die
Angelegenheit gibt allerdings zu denken. Wir sollten prüfen, was hinter
diesen Sichtungen steckt. Ab sofort haben unsere Landgänger nur noch in
Gruppen von mindestens drei Personen aufzutreten. Niemand bewegt sich mehr allein.
Zudem werden Paraschocker zwingend vorgeschrieben. Ich wußte doch, daß dieses
Paradies eine Schlange beherbergt
"
"Sir, daran glaube ich nicht!" erwiderte Erkel. "Wenn es hier
etwas gäbe, das uns Schaden zufügen will, hätte es längst
zugeschlagen. Wir fühlen uns sicher
aber diese Sichtungen führen
doch eher zu einer Verunsicherung. Das kann nicht im Sinne eines Gegners sein."
"Nach menschlicher Logik. Auch nach der von Nichtmenschen? Erkel, denken
Sie an die Rateken mit ihrer verqueren Logik, nach der es erstrebenswert ist
zu sterben, oder an die Giants, die auf Terra Millionen von Menschen elend haben
krepieren lassen, aber die nach Robon Entführten verhätschelten wie
süße Schoßhündchen! Das ist mit unserer Logik auch nicht
zu begreifen!"
Ebenso unbegreiflich waren die Resultate, mit denen Dr. Pavel Worancek aufwartete. "Nach
den Daten, die unsere Sonden übermittelten, kann es dieses System hier überhaupt
nicht geben!" behauptete er. "Die interstellare Materie ist dermaßen
gering, daß sie selbst vor einigen hundert Jahrmillionen nicht ausgereicht
haben dürfte, hier im Leerraum ein Sonnensystem entstehen zu lassen."
"Vielleicht ist sie deshalb jetzt so gering, weil vor einigen hundert Jahrmillionen
dieses System entstand", bemerkte Imre Erkel schmunzelnd.
"Machen Sie sich nicht lächerlich, Oberleutnant", kanzelte ihn
der Wissenschaftler ab. "Glauben Sie im Ernst, das ließe sich nicht
feststellen? Außerdem paßt die Art der kosmischen Staubreste da draußen
tatsächlich nicht zu diesem System. Mein Verdacht erhärtet sich allmählich,
meine Herren."
"Daß die Mysterious mit einer Sonne Fußball gespielt und sie
mit einem gewaltigen Tritt quer durch den Hyperraum hierher geschossen haben?" Erkel
schüttelte den Kopf. "Doc, ich glaube, in diesem Fall geht die Fantasie
mit Ihnen durch."
"Sie werden sich noch wundern, junger Mann", prophezeite Worancek.
Dabei ahnte er nicht, daß die Wirklichkeit selbst seine Vorstellungen noch
bei weitem übertraf
*
Weiter mit Teil 2
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