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thema Terra Nostra
Welt der Römer
von Hajo F. Breuer
Unendlich weit von der Erde entfernt, in einer anderen Galaxis, hat Ren
Dhark den Planeten Terra Nostra gefunden - besiedelt von Nachfahren der
48. römischen Legion, die im Jahr 15 vor Christus von den Worgun mitsamt
ihrem Troß (also mit Frauen und Haustieren) aus der Milchstraße
verfrachtet wurde. Was genau die Worgun dazu bewegte, fast 9.000 Menschen
und eine ungezählte Reihe von Haustieren in ihre Heimatgalaxis Orn
zu transportieren, steht bisher noch nicht fest. Vermutlich handelte es
sich um ein Experiment im Rahmen der vielfältigen Versuchsreihen,
mit denen die Worgun die Entwicklung humanoiden Lebens in der Milchstraße
beschleunigten.
Es steht zumindest fest, daß der von seinen neuen Bewohnern Terra Nostra
getaufte Planet ideale Lebensbedingungen aufweist. Das Klima ist gemäßigt,
es existierten weder einheimische Seuchen noch Raubtiere oder sonstige höhere
Lebensformen, die die Entwicklung der kleinen römischen Kolonie hätten
beeinträchtigen können. Die abgeschirmte Lage in der Gaswolke Gardas
sorgte zusätzlich dafür, daß keine Gefahr aus dem Weltall den
Menschen zusetzen konnte.
Die Worgun hatten offenbar Einfluß auf die Zusammenstellung der 48. Legion
und ihres Trosses genommen, in dem sich auch eine ganze Reihe exzellenter Wissenschaftler
befanden.
Die Römer sahen sich mit einer Situation konfrontiert, wie es sie auf der
Erde niemals gegeben hatte. Ihre neue Heimat bot ideale Lebensbedingungen. Die
Gruppe der Menschen von der Erde war homogen und trotzdem zahlreich genug: Die
Kolonie wuchs rasch an, ohne daß Inzucht ein Problem dargestellt hätte.
Da es sich auch bei den neuen Generationen ausschließlich um Römer
handelte, war die Bildung verschiedener Staaten niemals ein Thema. So gab es
keine Kriege, nicht einmal schädlichen Konkurrenzdruck.
Natürlich war auch den Bewohnern Terra Nostras Kriminalität nicht gänzlich
unbekannt, aber sie kam und kommt dennoch in wesentlich geringerem Umfang vor
als auf der Erde. Bedingt durch die fast paradiesischen Lebensumstände und
die Weite des Landes entwickelte sich eine auch weiterhin relativ homogene Gesellschaft,
in der selbst die Ärmsten nach irdischen Maßstäben wohlhabend
sind. So entfiel von Anfang an der Faktor Neid als eine der wesentlichen Triebfedern
für die Entstehung von Kriminalität.
Der hohe Anteil von Wissenschaftlern sorgte dafür, daß die neurömische
Gesellschaft stets eine aufgeklärte war. Das drängte die Bedeutung
von Religion an den Rand - mit dem Christentum kamen die Menschen von Terra Nostra
niemals in Kontakt. So blieb ihnen die dunkle Zeit eines kirchlich geprägten
Mittelalters, in dem die Suche nach Erkenntnis und Fortschritt als Sünde
verdammt wurde, erspart. Ebenfalls verschont wurden sie von den Wirren, die das
römische Imperium auf der Erde erfaßten, als es seine Grenzen ebenso
wie seine Kraft überdehnte und sich schließlich zu einem Vielvölkerstaat
entwickelte, der an seinen inneren Gegensätzen zerbrach.
Die Römer von Terra Nostra wurden zur Zeit des Kaisers Augustus auf ihre
Welt verpflanzt. Macht, Wissenschaft und Kunst des römischen Imperiums hatten
ihren Höhepunkt erreicht. Ohne Gefahren aus dem Inneren und Bedrohungen
von außen konnten die Menschen dort anknüpfen. Auf der Erde sollten
etwa 1.500 Jahre vergehen, bis die Wissenschaft wieder in etwa den Stand des
altem Rom unter Augustus erreicht hatte.
Auf Terra Nostra hingegen setzte man die Entwicklung einfach weiter fort. Und
so war es kein Wunder, daß nur 300 Jahre nach der Ansiedlung auf dieser
neuen Welt die erste Dampfmaschine fauchte und zischte. Weil auch weiterhin kein
Krieg und keine inneren Unruhen die Entwicklung hemmte, dauerte es danach nur
knapp 100 Jahre bis zur Entdeckung der Atomkraft.
Während auf der Erde Raketen als Waffen entwickelt wurden und die Raumfahrt
nur ein Nebenprodukt dieser Technologie war, sahen die neuen Römer keinen
Sinn darin, das Leben ihrer Mitmenschen in hochexplosiven Rückstoßraumfahrzeugen
zu riskieren. Mit dem ersten Flug ins Weltall warteten sie, bis das atomar gespeiste
Ionentriebwerk flugtüchtig war. Das hatte man zu einer Zeit erreicht, als
sich im alten Europa Gundobad mit einem Brudermord zum Herrscher des Burgunderreiches
aufschwang.
Erst jetzt hatten die Menschen von Terra Nostra erneut Kontakt mit den Worgun.
Der Austausch mit diesem uralten Volk beflügelte ihre Entwicklung weiter.
Mit weiterhin von äußeren Einflüssen ungebremstem menschlichem
Elan machten sie sich die Technologie der Gestaltwandler zu eigen und entwickelten
sie weiter, auch nachdem der Kontakt zu den "Hohen" abriß. Daß der
technische Standard Terra Nostras den der Worgun mittlerweile übertrifft,
mußte Gisol schon voller Verblüffung erkennen.
Man kann also mit Fug und Recht sagen, daß die Römer von Terra Nostra
die wahren Erben der Worgun sind. |